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Buschmeyer in Balve, 1922

Erste Sitzung des Sauerländer Heimatbundes in Balve mit Bühnenentwurf von Franz Buschmeyer, 1922, Quelle: Sauerländer Heimatbund 2010 Heft 2
Dr. Theo Bönemann

Heimwacht Balve-22

Franz Buschmeyer titelte das Blatt im Jahre 1922 mit „Skizze zur Bühneneinrichtung zur Aufführung des Redentiner Niederdeutschen Osterspieles in der Balver Höhle anlässlich der [ersten] Tagung des Sauerländer Heimatbundes“, SHB

Über einen längeren Zeitraum hinweg wurden jüngst zahlreiche Originalgrafiken aus dem Nachlass von Franz Buschmeyer über ein Auktionshaus zum Verkauf angeboten. Nun befindet er sich verstreut in den Händen zahlreicher Käufer. Damit verlor die Hinterlassenschaft dauerhaft ihre wertvolle Geschlossenheit und damit die Chance auf eine umfassende Würdigung des Künstlers und seiner Arbeiten. Der Autor hat aus diesen Auktionen eine Grafik (siehe Abbildung) für den Sauerländer Heimatbund erwerben können. Sie ist ein wichtiges Dokument und ein sehr früher Beleg für dessen Vereinsgeschichte und ebenso bedeutsam für die Höhlenfestspiele in Balve. Sie zeigt ein Bühnenbild zu dem Stück „Die Redentiner Osterfestspiele“ in der Bearbeitung von Franz Hoffmeister. Im Jahre 1919 gründete er die Vereinigung studierender Sauerländer, gab die Heimatzeitschrift „Trutznachtigall", später „Heimwacht“ - heute SAUERLAND -, heraus und rief im Jahre 1921 den Sauerländer Heimatbund ins Leben.

Der Lebensweg von Franz Buschmeyer ist bislang weitgehend unerforscht. Ein kleiner Fundus im Kreisarchiv Altena gibt nur untergeordnete Informationen her: Franz Buschmeyer wurde am 4. Juli 1873 in Erfurt als Sohn eines Ackerbürgers geboren. Er lebte ab 1921 in Balve und war verheiratet mit der aus Balve stammenden Maria Josepha Gasper (1898-1980). Am 18. März 1952 starb er hochbetagt in Balve. Kirchliche Kunst, die er bei einem Besuch im Wallraf-Richartz-Museum in Köln kennen lernte, prägte den künstlerischen Werdegang des erst Dreizehnjährigen. Buschmeyer begann als Neunzehnjähriger seine künstlerische Ausbildung in einer Art Künstlerkolonie in Kevelaer unter Fr. Stummel (1850-1919). Zwischen 1885 bis 1897 besuchte er die Kunstakademie in Düsseldorf. Seine herausragende künstlerische Leistung führte sogar zu seiner Einladung anlässlich des „Allerhöchsten Geburtstages Sr. Majestät des Kaisers Wilhelm II. Erfurt 1907.“ Nach Studien in München beteiligte er sich 1912 wesentlich an der Ausgestaltung der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche in Berlin.

Heimwacht Balve-11

„Einzug in die Stadt Balve“, Franz Buschmeyer, 1930, Balver Heimwacht

Nach dem Ersten Weltkrieg wurde Buschmeyer in Balve tätig. Zu seinem künstlerischen Werk gehören religiöse Bildwerke, Entwürfe für Monstranzen, Kirchenfenster, Buchschmuck, Urkunden, kirchliche Dokumente, Caseln u.v.m. Für zahlreiche Bücher schuf er Exlibris, die ihn sehr bekannt machten. Die Kirchenausstattungen in Wamel/ Kreis Soest und anderen Orten (Erfurt, Ilvershoven, Alhausen, Reiste) gehen auf ihn zurück. Einige grafische Motive aus der Region sind durch die genannte Auktion bekannt geworden, so eine Zeichnung von Kloster Himmelpforten, ein Entwurf für eine Kapelle in Langenholthausen, ein Aquarell zum Marienaltar in der St.-Blasius-Kirche in Balve, das hier vorgestellte Bühnenbild sowie der Einzug der Ritter in die Stadt Balve anlässlich des Stadtjubiläums im Jahre 1930 (siehe Abbildung). Zu seinen Tätigkeiten hat er ein umfangreiches „Verzeichnis einiger meiner Arbeiten“ mit Kommentaren und Datierungen angelegt, die noch auszuwerten sind.

Die erste Jahrestagung des SHB wurde durch ein nahezu dreitägiges Festprogramm (2. bis 4. September 1922) sehr aufwändig gestaltet. Die „Vereinigung studierender Sauerländer“ als Teil des SHB hielt in der Gaststätte Kohne ihre Generalversammlung ab. Im gleichen Lokal trafen sich die Herren[!], die „in besonderer Weise“ an den Aufgaben der „sauerländischen Bewegung arbeiten“. Am Samstagabend gab es kleine Theaterstücke, so das Puppenspiel „Dr. Fausts Leben und Höllenfahrt“, das Puppenstück „Kasper in der Welt“. Am Sonntag tagte der Vorstand des SHB. Das Hochamt wurde in der Pfarrkirche abgehalten. Für eine Stadtführung sorgte die Balver Heimwacht. Eine nachmittägliche Segensandacht folgte. Th. Pröpper, „der tüchtige Meister der herrlichen Balver Orgel“, gab ein Konzert in der Pfarrkirche. Am Nachmittag folgte ein aufwändiger Festzug im Zeichen der Stadtgeschichte, darunter zahlreiche Vertreter in handwerklicher traditioneller Berufskleidung. Dann ging es zum Hauptfestakt in die Balver Höhle: Auf den plattdeutschen Festvortrag folgte das Redentiner Osterspiel in sauerländischer Mundart nach Franz Hoffmeister.

Das mittelniederdeutsche Mysterienspiel ist in einer alten Handschrift aus dem Jahre 1464 überliefert und wird als originale Handschrift in der Badischen Landesbibliothek Karlsruhe aufbewahrt. Möglicherweise ist das Spiel von Mönchen in einem Kloster in Redentin (Mecklenburg), das zum Kloster in Doberan gehörte, verfasst worden. Die Verse könnten aber auch aus Lübeck stammen, da ihr Inhalt eng verbunden ist mit dem ein Jahr zuvor entstandenen “Lübecker Totentanz”.

Die beiden Engel aus dem Prolog in Sauerländer Mundart (1-10) und in Hochdeutsch (1-18):

Swighet all ghelike
Beyde arm un rike!
Wy willen ju eyn bilde upgeheven,
Wo sik van dode heft upgeheven
Godes sone Jhesus Christ,
De vor ju ghestorven ist,
Wo de upstandinghe is gheschen:
Dat moge gy all gherne sen

...








.

Schweiget alle gleich,
beides Arm und Reich!
Wir wollen euch ein Bild hier geben,
wie sich vom Tode erhoben zum Leben
Gottes Sohn, Jesus Christ,
der für mich gestorben ist;
wie die Auferstehung geschehn,
das möget ihr alle gerne sehn.

Setzet euch nieder in großer Freud,
die ihr hier versammelt seid!
Freuet euch zu dieser Zeit,
ihr mögt werden von Sünden befreit !
Gott will zu dieser Zeit erlösen
die ablassen von dem Bösen;
die mit Gott heute auferstehn,
die sollen befreit von Sünden gehen.
Auf dass euch das allen gescheh,
ein jeglicher höre und seh!

Im Prolog wird anfangs der Zuschauer aufgefordert, sich in Gott zu freuen und seinen Geboten zu folgen. Er möge frei von Sünden und nach Gottes Geboten leben und bestrebt sein, ins Reich Gottes zu gelangen. Der Sieg über den Teufel stärke die Hoffnung auf das Paradies.

Zum Inhalt: Um Christi Auferstehung zu verhindern schicken Juden und Pilatus vier Ritter als Wachen zum Grab. Ihre Pflichten übertragen sie aber einem Nachtwächter, um in Ruhe einzuschlafen. Da nähern sich vom Meer vier Engel. Christus steht auf, fährt in die Hölle hinab, um dort die gefangenen Seelen zu befreien. Die Teufel versuchen vergeblich, seine Ankunft zu vereiteln. Christus zerbricht die Tore der Hölle, legt den Teufel Luzifer in Ketten und führt die Seelen in den Himmel. Am nächsten Morgen bekennen die vier Ritter ihren Auftraggebern gegenüber, dass sie zu ihrer Schande Christi Auferstehung verschlafen haben. Die Teufel beklagen den Verlust ihrer gefangenen Seelen und begeben sich erneut auf Seelenfang. Die herbeigebrachten Seelen als Vertreter zahlreicher Berufsstände gestehen ihre Sünden und erhalten von Luzifer ihre Strafe. Nur der Geistliche lässt sich nicht beirren. Er erinnert den Höllenfürsten Luzifer an Christi Höllenfahrt und warnt vor seiner möglichen Wiederkehr. Nach einer selbstmitleidigen Rede lässt Luzifer sich aus Angst vor Christi Wiederkehr von seinen Teufeln in die Hölle schleppen.

Lothar Humburg (S.113) zählt das Redentiner Osterspiel „zu den bemerkenswertesten, eigenwilligsten und gelungensten geistlichen Schauspielen, die das späte Mittelalter hervorgebracht hat.“ Ein wesentlicher Unterschied zu anderen mittelalterlichen Osterspielen liegt in der Auslassung der „visitatio sepulchri“, die ,,Keim- und Kernszene der gesamten christlichen Osterdramatik“, und der ausführlichen etwa zwei Drittel des Textes umfassenden Teufelsszene (siehe Verfasserlexikon).

Der Abend in der Balver Höhle wurde mit Volksliedern beschlossen. Am Montag lud man zu Vorträgen in verschiedene Gaststätten ein. Eine Kunstausstellung, darunter fast ausschließlich Arbeiten sauerländischer Künstler, fand in der landwirtschaftlichen Schule statt. Eine Wanderung ins Hönnetal war für den Nachmittag anberaumt.

Da ist man heute erstaunt, über welche Ausstrahlungskraft die erste Sitzung des Bundes bis in die heutige Zeit verfügt: Heute ist die Jahreshauptversammlung zwar auf einen Tag reduziert, weist aber weitgehend ähnliche Programmschwerpunkte wie im Jahre 1922 auf.

Quellen:

  • Doering, Oskar: Franz Buschmeyer, in: Zeitschrift für christliche Kunst 18 (1922), S. 60ff.
  • Groß, Claudia: Die Teufelsszenen im Redentiner Osterspiel; Freiburg, Seminar: Handschriften- und Buchkunde, Seminarleitung: Prof. Dr. Volker Schupp und Dr. Ute Obhof
    Sommersemester 2000, (Anm.: www.grin.com/e-book/101785/die-teufelsszenen-im-redentiner-osterspiel#)
  • Humburg, Lothar: Die Stellung des Redentiner Osterspiels in der Tradition des mittelalterlichen geistlichen Schauspiels, Neumünster 1966.
  • NN.: Auf nach Balve, in: Trutznachtigall, S. 74-77, 1922 Heft 1. (Anm.: Siehe auch Website: www.Sauerlaender-Heimatbund.de)
  • NN.: Franz Buschmeyer – Ein Maler der Innerlichkeit, in: De Suerländer Heimatkalender, 1964. (Anm.: Siehe auch Website: www.Sauerlaender-Heimatbund.de)
  • Die deutsche Literatur des Mittelalters. Verfasserlexikon, Bd. VII. Zweite, völlig neu bearbeitete Auflage. Unter Mitarbeit zahlreicher Fachgelehrter herausgegeben von Kurt Ruh. Berlin / New York 1989. Sp. 1065-1069.
  • Eintrag im Thieme/ Vollmer-Künstlerlexikon, 1953, S. 363.

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