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Der kritische und sachkundige Leser wird sich sicherlich über die Qualität der Ansprüche und historischen Irrungen des Veranstalters (Eintritt 9 Euro) wundern. Er möge versuchen, den Stellenwert der persönlichen Leistungen aller Beteiligten und Honoratioren, die Hintergründe und die Themen des Talks zu erkennen. Hönnetal-Talk scheint eine Veranstaltung für Dönekes gewesen zu sein. Der Talkmaster Schmidt hat die Diskussionsthemen seinen Vorstellungen entsprechend gelenkt:
Der eine Teilnehmer wird von seinen Fledermäusen und Lurchen beim Rundgang persönlich begrüßt, der andere möchte eine Mondrakete im geschützten Hönnetal bauen, der nächste hat im Hönnetal trotz eines Obstlers kein Kloster gefunden und der letzte beschäftigt sich mit Musikern in Niedersachsen und hängt mit Herzblut an seinem Binoler Bahnhof!
Der Diskussionsleiter läßt die autofreie Zone im Hönnetal erfinden, obwohl nahezu Tausende in ihrer Jugend das autofreie Hönnetal der Nachkriegszeit kennen, manche noch aus der Zeit nach dem II WK. Die Regierungspräsidentin kennt das Hönnetal aber auch! Nur einer hat keine Dönekes zu berichten! Im Vorfeld waren die Erwartungen hoch gesteckt worden.
Die Eisenbahnfreunde hatten bereits 1994 das autofreie Hönnetal in ihrer damaligen Grundsatzerklärung vorgeschlagen. Die Idee ist freilich viel älter: Leonhard Knape aus Balve hatte das Thema bereits in den 70er Jahren aufgegriffen. Warum hat niemand in meinem Buch “Entlang der Hönne” nachgelesen?
Wo bleiben die Werbegemeinschaften als Vertreter der zuständigen Städte? Welche Ziele verfolgt die Werbeagentur für ein “riesiges Fest mitten im Hönnetal”? (Dr. Theo Bönemann)
Website des Veranstalters: “Das Hönnetal wird erstmals seit Beginn der Motorisierung für knapp zwei Tage ... für den Fahrzeugverkehr gesperrt.”
Westfalenpost: Hönnetal eine der schönsten Landschaften in Deutschland
Binolen. Nach einer Pause beim Hönnetalk am Mittwochabend im Haus Recke (wir berichteten), die das Jazz Rock Trio "Global Beat" aus Menden musikalisch gestaltete, stellte Moderator Gerhardt Schmidt den Unternehmer Gustav Dieter Edelhoff dem Publikum vor.
Als Erfinder des autofreien Wochenendes bezeichnete Schmidt den Iserlohner. "Bereits im Juni 2002 haben Sie diesen Vorschlag gemacht, drei Jahre später wird er nun am 13./14. August mit Hönnetal pur endlich verwirklicht", freute sich der Talkmaster. Für Edelhoff, der viel und gerne reist, ist das Hönnetal und seine nähere Umgebung eine der "schönsten Landschaften in Deutschland, die unbedingt zu schützen und zu erhalten ist".
Edelhoff bedauert, dass für sein Gefühl die vier Städte in der Nordregion noch zu wenig zusammenhalten, dass es zuwenig Heimatgefühl gibt. "Erst wenn man auf eine Landkarte schaut, sieht man, wie dicht doch die Städte beieinander liegen." Und Edelhoff legte noch einen drauf: "Wir könnten hier eine Mondrakete bauen, das Know how ist in der Region vorhanden, wir strotzen vor Wissen."
Das Hönnetal könne wie das Städtenetz der Wirtschaftsinitiative Nordkreis (WIN) viel zum weiteren Zusammenwachsen der Region beitragen. Darüber hinaus hält Edelhoff an einer Vision fest: "Mein Wunsch ist es, das Hönnetal eines Tages gänzlich für den Autoverkehr zu sperren", und er erklärt auch, wie das verwirklicht werden kann: "Die B 515n muss über das Abbaugebiet der Kalkwerke verlängert werden. Die neue Straße würde keine Natur zerstören und zudem gäbe es eine nähere Anbindung an die Stadt Balve." Den Sohn eines Müllwerkers, der selbst immer Müllmann werden wollte, den heutigen Müllcontainer miterfand und dann Entsorgungsunternehmer wurde (vormals Firma Edelhoff, heute Firma Lobbe), stört es dabei wenig, dass (nicht nur) sein Traum vielleicht erst in 20 oder 30 Jahren in Erfüllung geht.
Das althochdeutsche Wort Binolen heißt soviel wie "in den schönen Wiesen". Und in diesen schönen Wiesen hat sich Prof. Michael Schmoll mit dem Kulturbahnhof Binolen einen Traum erfüllt. Obwohl der geborene Hüingser derzeit bei Osnabrück beruflich tätig ist, hat er zu seiner alten Heimat immer noch eine "ungebrochen gute Verbindung", wie er im Hönnetalk gestand. Sein Verdienst ist der Erhalt des Bahnhofs vor dem Verfall. Seit 1993 kümmert sich der "Musikfreund und Eisenbahnfanatiker" zusammen mit dem Förderverein mit viel Herzblut um das Gebäude, das auch bei "Hönnetal pur" ein attraktiver Standort sein wird. Der Bundeschorleiter des Sängerbundes Westfalen mit 3300 Chören hat vor, das Bahnhofsgelände von der Deutschen Bahn zu erwerben.
Schmoll arbeitet gerne mit jungen Leuten zusammen, hat schon mehrere Musicals komponiert. Bekannt wurde eine Aufführung seines Musikstücks in Sundern, inzwischen "Musicaldorf im Sauerland" genannt. Sein neuestes Werk anlässlich des Weltjugendtages heißt "Wir sehen uns in Jerusalem" und Schmoll will dieses Stück auch in Menden aufführen. Vor "Hönnetal pur" gibt es drei weitere Hönnetalks: Freitag, 20. Mai, und Mittwoch, 15. Juni und 6. Juli, jeweils ab 20 Uhr im "Haus Recke". 14.04.2005 Von Lothar Busse
"Hönnetalk ist Superveranstaltung" Binolen. "Das ist eine Superveranstaltung, in der man einiges über das Hönnetal erfährt. Der Pater ist ein Original", schwärmte Eva Buderus gestern Abend, noch bevor der "Hönnetalk" beendet war. Das Konzept der Wirtschaftsinitiative Nordkreis, mit dem "Hönnetalk" Werbung für die Großveranstaltung "Hönnetal pur" (13. und 14. August) zu betreiben scheint aufzugehen. Denn bereits die erste Gesprächsrunde mit Regierungspräsidentin Renate Drewke, dem Unternehmer Gustav Dieter Edelhoff, Prof. Dr. Rainer Feldmann, Prof. Michael Schmoll und Pater Reinald Rickert faszinierte die Gäste, die immer wieder spontanen Beifall spendeten. Dass eine Talkrunde nicht nur von hochkarätigen Gästen, sondern auch von einem guten Talkmaster lebt, zeigte sich gestern Abend im "Haus Recke", als Gerhardt Schmidt ebenso wie seine Gesprächspartner zur Höchstform auflief. Der Mendener Journalist plauderte in einem so lockeren Ton mit seinem Gegenüber, dass die Zuhörer ihren Spaß hatten, aber auch einige Neuigkeiten über das Hönnetal erfuhren. So beispielsweise durch den Biologen Prof. Rainer Feldmann, der nach Meinung von Talkmaster Schmidt "beim Gang durch das Hönnetal jeden Lurch duzt und jede Fledermaus persönlich kennt". "Professor Feldmann, der sich in besonderer Weise um die Flora und Fauna des Hönnetals gekümmert hat, ist in jede Ritze gekrochen, um nach den Fledermäusen zu schauen", erzählte Schmidt. Durch die Pflanzenschutzmittel habe sich im Hönnetal die Anzahl der Fledermäuse sehr stark reduziert. "Jetzt hat sich der Bestand erholt", sagte Prof. Feldmann, der die staunenden Zuhörer wissen ließ: "Uhu, Kolkrabe und Schwarzstorch sind zurückgekehrt, aber nicht in die Felsen im Hönnetal, sondern in die Steinbrüche." Als Ursache für das Comeback sieht der Gummi-Stiefel-Biologe, wie er sich selbst bezeichnet, die Regeneration der Hönne, die heute wesentlich sauberer sei als in den 60er Jahren.
Für Regierungspräsidentin Renate Drewke ist das Hönnetal kein Neuland. Sie habe durch die Wirtschaftsinitiative Nordkreis schnell Zugang zu diesem Tal gefunden. Um den Verkehr in diesem Gebiet, das zu 80% unter Naturschutz steht, zu reduzieren, müsse man nach einer Lösung suchen, und zwar gemeinsam. Die Veranstaltung "Hönnetal pur" sei richtig und wichtig, weil sie auf die Problematik aufmerksam mache, lobte die Regierungspräsidentin, die am 14. August ins Hönnetal kommen will.
"Der Westfale macht nichts falsch, er ist nur anders drauf als der Rheinländer", lautete das Urteil von Pater Reinald Rickert aus Meschede, der für seine launigen Sprüche den stärksten Beifall am gestrigen Abend erhielt. "Wenn ich morgens über den Hof gehe und vor mich hin pfeife, ruft man mir zu: he, Pater, hast Du schon einen gehabt! So sind die Westfalen, die sich schwer tun, aus sich heraus zu gehen", urteilte der Benediktiner-Pater, der seine Liebe zum Hönnetal so begründete: "Im Hönnetal gibt es einen wunderbaren Obstler." Den ließ sich Reinald Rickert, der sich als Vertreter des Kurkölnischen sieht, auch gestern Abend im "Haus Recke" munden.
Fragt man den Pater, warum er als Rheinländer ins Sauerland gewechselt ist, kommt die Antwort wie aus der Pistole geschossen: "Der Hl. Geist hat mich ins Sauerland geführt, weil ich ein Kloster suchte, das ich in Meschede gefunden habe. Damals hat man mir gesagt: Fahr mit dem Zug nach Dortmund und anschließend zwei Wochen mit dem Hundeschlitten, dann bis Du im Sauerland."
13.04.2005 Von Richard Elmerhaus
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