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Briefkästen

    Sauerländer Heimatbund, Heft 2, 2005
    Dr. Theo Bönemann

Briefkasten-00Briefe aus der Zeit bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts sind oft geschickt gefaltete, versiegelte und häufig mit künstlerisch gestalteten Adressen versehene Mitteilungen von schreibkundigen Adeligen, Geistlichen, Bürgermeistern und Landesherren. Der Absender übergab seine Korrespondenz einem vertrauenswürdigen Boten und dieser wiederum dem Adressaten persönlich. Solange es noch keine Art Stafettensystem, keinen wirklich zuverlässigen internationalen Postverkehr und keine wichtigen Hilfsmittel wie den Briefkasten, die Briefmarke und den Poststempel gab, war ein Brief oft wochenlang unterwegs.
Eine erste revolutionäre Verbesserung in der Briefbeförderung war die „Erfindung“ des Briefkastens, der im 16. Jahrhundert in Kirchen der italienischen Stadt Florenz aufgestellt wurde. Er diente anonymen Anzeigen, um die Regierung vor Anschlägen und Verbrechen zu schützen, nahm aber bald auch die an die Geistlichen gerichtete Post auf. Auf der Galápagosinsel Floreana hängt seit dem Ende des 17. Jahrhunderts ein immer wieder erneuerter Kasten. Hier legten Walfänger – oft jahrelang fern von der Heimat – ihre Briefe ab, die die auf dem Heimweg befindlichen Fischer mit nach Europa nahmen. In dem merkwürdigen Kasten lag auch an die Walfänger gerichtete Post. Diese Kästen besaßen die Funktion als Sammel- und als Empfangskasten.

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Hotel Zum Adler (Standort des Rathauses von 1912), rechts die alte Post, an der Ecke vorne ein Briefkasten, Menden um 1908

Die Beförderung der Briefe in Deutschland beanspruchten seit dem Jahre 1595 das Adelsgeschlecht der Taxis, später Thurn und Taxis. Nach zähem Ringen übernahmen sie im Jahre 1615 den Postbetrieb in zahlreichen Kleinstaaten des Reiches als einen vom Kaiser vergebenen „Staatsbetrieb”. Einige Landesherren errichteten ihren eigenen Postdienst in der berechtigten Hoffnung auf hohe landesherrliche Einnahmen, so beispielsweise Preußen, das im Laufe der Zeit daraus wesentlich Einnahmen für seinen Staatsbetrieb, insbesondere für das Militär, bezog. Die Taxis erhielten im Kurkölnischen Sauerland das Postrechtsprivileg. Mit der benachbarten preußischen Post betrieben sie einen regen Austausch, gelegentlich im Streit, wenn es um den Verlust lukrativer Einnahmen ging. Das Briefgeheimnis hatte noch keinen hohen Stellenwert, da es seit dem Jahre 1680 in Preußen üblich wurde, die ankommende Briefpost am Postamt zu hinterlegen, wo sie dann „öffentlich ausgehängt [wurde], damit jedermann selbst nachsehen könne, ob für ihn Briefe angekommen seien”. Wer bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts Post aufgeben wollte, musste sich zum Postamt bemühen und dort die Korrespondenz während der Schalterstunden einliefern. Die Gebühr wurde nach Gewicht und Entfernung berechnet. Erst die Einführung der Briefmarke und landesweit einheitliche Portosätze erlaubten es seit etwa 1848, die Korrespondenz eigenhändig einem Briefkasten anzuvertrauen.

Briefkasten-22Im Jahre 1849 wurden in Berlin 121 Briefkästen öffentlich aufgestellt, um die Beförderung zu beschleunigen, die Bequemlichkeit zu erhöhen und das kaum beachtete Briefgeheimnis zu verbessern. Neben Lob für diese technische Neuerung galt es, auch Spott zu ertragen: „Wer nur irgend eine Malice gegen jemanden im Sinne hat, wer diesen verdächtigen, jenem einen Floh ins Ohr setzen will, wer ein verlobtes Paar auseinanderbringen will, Eltern und Kinder, Mann oder Frau, Herr und Diener usw. gegeneinander hetzen, überhaupt Zank und Argwohn säen will, von Schadenfreude und Tücke getrieben, der setzt sich hin, schreibt einen Brief voll von Verleumdungen ohne Unterschrift und steckt ihn in den Briefkasten. Andererseits gibt solch ein Kasten auch eine vortreffliche Gelegenheit ab zu zärtlichen Mitteilungen, Liebesbriefen usw., die man sonst Mühe hat, an den Mann zu bringen oder an die Frau oder Tochter [Hannoversches Volksblatt, 1840].“ Hier wird für den erst 1840 in Hannover aufgestellte Briefkasten eine Fülle von unmoralischen Möglichkeiten genannt, die kaum in der Absicht des Betreibers lagen. Diesen Kriterien zum Trotz gab es aber schon bald Eingaben an die Post, in den Städten die Briefkästen zu vermehren. Manche Bürger fühlten sich belästigt, wenn sie allzu lange Wege gehen mussten. Das schlechte Wetter im Winter bescherte ihnen oft eine „oft trostlose Lage“ wegen allzu langer Wege. Oft wurden die Bürgermeister wegen ihres mangelnden Interesses an Briefkästen angeschrieben und aufgefordert, diese für einen Sonderpreis zu erstehen. Erst am Ende des 19. Jahrhunderts waren im Bereich des Postamtes Arnsberg auch die meisten ländlichen Orte mit einem Briefkasten bestückt.
Der Hausbriefkasten dagegen wurde erst im Jahre 1872 zwecks schneller Bestellung der Post durch den Briefboten eingeführt. Oft hatten die Boten vergebens beim Empfänger geklingelt und unnötige Botengänge zu absolvieren. Das Brief- und Geschäftsgeheimnis konnte nun endlich weitgehend gewahrt werden. Insbesondere die Firmeninhaber verlangten nach einer beschleunigten Zustellung und mehreren täglichen Bestellgängen, um ihren Geschäftsaufgaben nachkommen zu können. Der Hausbriefkasten wurde schließlich für jeden Empfänger zur Pflicht. Ortsbestellgänge wurden um 1900 bis zu viermal täglich und sogar sonntäglich durchgeführt. Landbestellgänge gab es jeden Tag einmal. Etwa seit den 80er Jahren des 20 Jhs. wurden die Austragungsbezirke der Postboten immer wieder vergrößert, um lohnintensive Stellen einzusparen. Ihre Laufzeiten wurden verlängert, sodass die frühe Zustellung seltener und die nachmittägliche häufiger wurde. So sollen noch im Jahre 2005 deutschlandweit etwa 1000 Postagenturen, Nachfolger der Postämter, geschlossen werden.

Briefkasten-11Bereits lange im Vorfeld des Börsenganges vom Jahre 2000 litt der Verbraucher schon lange unter dem Bilanzdruck der Post. Der raue Wind des Wettbewerbs erfasste auch die Bediensteten. Die angestrebte Rolle als Global Player, die sinkende Bedeutung der brieflichen Kommunikation im Zuge der Etablierung moderner Kommunikationsformen und ein steigender Konkurrenzdruck sollten die Post zu einem profitorientierten Privatunternehmen umgestalten. So erwischte es auch die Anzahl der Briefkästen: Zahlreiche Kästen wurden über Nacht abgebaut, wurden sogar in der Nähe von Altenheimen demontiert. Öffentlich in der Zeitung ausgetragene Proteste erhöhten den Druck und bewirkten gelegentlich die Rücknahme derartiger Maßnahmen, ein hoher Imageschaden für die Post. Dennoch wurden im Jahre 2003 deutschlandweit tausende öffentlicher Briefkästen abmontiert.
Der Eindruck verstärkt sich, dass das Unternehmen Post einen Briefkasten- und Agenturbestand wie zu Beginn des 20. Jahrhunderts anstrebt. In manchen Stadtteilen ist dieser Zustand fast erreicht. Wurden nach dem Zweiten Weltkrieg in Westdeutschland ca. 141.000 Briefkästen gezählt, sind es heute im ganzen Bundesgebiet ca. 108.000 gesetzlich vorgeschriebene, was einen Verlust von weit mehr als 24 Prozent bedeutet. Auch die Aufgabe von Postämtern und Postagenturen bezeugt den Serviceverlust für die Kundschaft, insbesondere im ländlichen Raum. Da spätestens im Jahre 2008 das Postmonopol ausläuft, wird es dank des zunehmenden Wettbewerbs niedrigere Preise und besseren Service geben, so hoffen zumindest die Kunden.

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